Auch wenn wir manchmal hin und wieder neidisch einen Blick über den Tellerrand hinaus in die Welt schweifen lassen, vermeintliche Alternativen ausmachen, sehnsüchteln, verdrängen wir bisweilen, dass eine Gesellschaft nicht perfekt sein kann. Wäre sie es, stünde ihr Ende wohl kurz bevor. Ärgerliche Brüche, Widersprüche kann man einfach weg träumen. Dennoch bleiben sie, sorgen zwar für Missvergnügen, aber bilden doch die Grundlage für Denkrichtungswechsel, Weiterentwicklung, Bestandsgarantie.
Gestern blieb genügend Zeit zum Beobachten, (Nach)Denken, Austauschen. Auftaktveranstaltung der Schweriner Interkulturellen Wochen auf dem ziemlich alten Garten. Ziemlich traditionell. Marginal empathisches Hallo durch die Stadtspitze. Abgehakt. Einige gute Bands auf der Bühne, dazwischen ein putziges OBI-Gramkow-Double beim Domestizieren Schutzbefohlener. Kaffeestand, Fingerfood international? Fehlanzeige. Wenige Politiker*innen flanieren über die Schotterfläche, an Gesprächen kaum interessiert, am Angebot der Aktiven kaum interessiert. Pflichtbesuch. Nicht weit von hier, also in anderen Städten, besuchen nicht nur Bürgermeister*innen Mitwirkende persönlich, schauen sich um, suchen das Gespräch. Na ja.
Dennoch haben sich engagierte Vereine und Gruppen nicht abschrecken lassen, ihre Angebote zur Integration, gegen Ausgrenzung, für Zusammenhalt zu präsentieren. Wir haben viel gelernt, haben Leute unterschiedlicher Nationen getroffen, Probleme und Funktionierendes aus der eigenen Arbeit diskutiert, Kontakte geknüpft. Nicht schlecht. Obdach gewährten uns die Schweriner Malteser unter ihrem großen Zelt. Hier haben wir Film- und Bildmaterial aus den Projekten der vergangenen Jahre gezeigt, einige Flyer verteilt und jede Menge freundliche Menschen kennengelernt.
Integration ist kein Nebenkriegsschauplatz der Globalisierung, keine Nebenheraufgabe. Sie betrifft das Mark aller Gesellschaften. Europa ist zu einem gehörigen Teil Ursache weltweiter – auch wirtschaftlicher – Flucht, Vertreibung, Fehlentwicklung. Wir können das künftig besser machen. Sollte es an der Zeit sein, Veranstaltungen wie diese da gestern einfach mal neu zu denken, geeigneter zu strukturieren? Wir freuen uns auf unsere nächsten Aktionen im Rahmen der interkulturellen Wochen, z.B. am kommenden Donnerstag, für Kinder, ab 15.30 Uhr, kostenfrei, nicht im Garten, sondern im Haus.